Mika und der Hundeführerschein – Teil 2

Bestandsaufnahme und erstes Training beendet. Fazit: ehrgeizig, aber nicht unmöglich…
Wir haben zunächst den Teil A in der Halle geübt, der findet eigentlich ohne Ablenkung statt. Da wir aber nun mal eine Gruppe sind standen eben alle rum. Ich komme mit Mika als letztes Team in die Halle, intakter Rüde, zwei kastrierte Rüden, davon einer mit größeren Distanzwünschen („Ey was guckst du?!?“), zwei kastrierte Hündinnen. Für Mika kein Thema, eine Halle bei ASCA Events ist um ein Vielfaches größer und deutlich gefüllter. Außerdem ist er in der Halle praktisch groß geworden, die Spaßtante ist dabei, und überhaupt hat er heute beschlossen gute Laune zu haben (gestern auch schon, morgen wahrscheinlich wieder…), also lässt er sich auch nicht aus der Ruhe bringen als er mal kurz angemault wird („Ey, was kringelst du deine Rute so provokant?!“ – der Rüde und „Hallo Süßer, wer bist du denn?“, eine von den Hündinnen).
Er ist ein bisschen aufgeregt und hopst rum, aber er springt niemanden an außer mir, und seine Spaßtante darf man ja anspringen. Wozu sind die sonst gut? Ach so ja, die kutschieren einen auch noch von der Eifel in den Hunsrück und so Sachen.
wir spielen den Gehorsamsteil mal durch. Sitz und Pkatz funktioniert nicht auf Wortsignal, nur auf Sichtzeichen. Jedenfalls nicht so wie ich das sage (Zimmerlautstärke, normale Intonation). Das wusste ich ja aber von meinen Rallyläufen mit ihm, und Handzeichen sind ja auch kein Problem. Steh funktioniert Bombe – Showring, sag ich nur…
Den Fixiergriff kriegen wir auch hin, den muss ich ja beherrschen (Hund so festhalten, dass er sich nicht raus winden kann,wie beim Tierarzt). Findet Mika auch nicht schlimm, Spaßtante kuscheln halt.
Themenkreis Handling ebenfalls super; Ohren, Augen, Gebiss, Zähne – er steht wie eine Statue während ich das alles kontrolliere, ebenso beim Anheben der Pfoten. Kennt er auch aus dem Showring. Außerdem musste er bisher zwölften Woche in meiner Welpenstunde immer als Vorzeigehund herhalten, und Frauchen wischt auch immer die Pfoten ab wenn Schweinchen aus dem Garten kommt. Kein Thema.
Maulkorb anziehen und damit laufen. Kennt er aus dem Alltag gar nicht, wie das bei netten Hunden halt so ist. Aber als er vor ein paar Monaten für DogsCreek  von Frssnapf für Produktfotos und Videos wieder gemodelt hat, war auch eine Sequenz mit Maulkorb dabei. Das hatten ich damals nach schnell erklickert, für die paar Sekunden Videosequenzen hat es gereicht. Zumindest erinnert er sich an das Anziehen. Laufen geht aber gar nicht. Also schnell mal den Mauli ein wenig schön geklickert und mehr Training auf später verschoben. Der Tag ist kurz und das kann man auch noch im Dunkeln machen. Anziehen und fest zurren läuft.
Weiter zu den lustigen Teilen. Ein Schweineohr anknabbern und dann auf Zuruf fallen lassen. Geht gar nicht. Gibt es zu Hause nicht, lässt er nie wieder los! Die nächsten 5 Minuten tausche ich zwischen zwei Rinderhautknochen hin und her, los lassen kann ich die aber noch nicht. Das wird hart! Wenigstens meckert er mich nicht an und versteht auch recht schnell, dass los lassen nur dazu führt dass man dann eben an dem anderen weiter kaut. Kommt auch auf die „müssen wir noch mal üben“ Liste.
Verbotswort. Da liegt was Essbares am Boden, Hund entdeckt es, soll aber nicht dran gehen. Frauchen sagt, dass nennt sie „Pfui!“. Müsste man aber was lauter sagen. Erster Versuch, Mika steuert das Würstchen an, ich raunze „Pfui!“, meine Schüler gucken mich verdutzt an (die kennen so einen Ton nicht von mir), Mika ist völlig unbeeindruckt und frisst das Würstchen. Da hilft auch kein auf-den-Boden-Stampfen und wild Fuchteln. beim zweiten Versuch greife ich auf altbewährtes zurück, mein „lass-das-mal-hübsch-bleiben“ Geräusch, was so ein Welpe ja durchaus mehrfach zu hören bekommt bis er auszieht. Besonders wenn er wie Mika nicht mit acht, sondern erst mit zehn oder elf Wochen auszieht. Übrigens in Zimmerlautstärke und neutralem Ton. Soll einfach nur die Botschaft übermitteln: kannste vergessen, ist nicht von Erfolg gekrönt. Und siehe da, funktioniert noch! Würstchen gerettet. Ich bin angenehm überrascht, hätte gedacht das kann er gar nicht. Kommt trotzdem auf die Übungsliste für später, wie ich die Prüferin kenne, kommt die mit Katzenfutter oder so was an. Prüfer können da böse einfallsreich sein. Ich weiß das, ich bin auch eine.
Rückruf ohne Ablenkung ist kein Ding, ich habe Mühe den Hund los zu werden, damit ich überhaupt die erforderlichen zehn Meter Abstand bekomme, aus dem ich ihn rufen soll. Check.
Ablegen oder setzen, 30 Schritte weg gehen und dann zwei Minuten in der Position verharren funktioniert erwartungsgemäß gar nicht, das weiß ich aber schon von diversen Fotoshootings. Die restliche Stunde verbringen erst ich, dann Trainingsassistentin Lilli damit, Mika zu erklären dass es auf der Matte doch am schönsten ist. Am Ende hat Lilli ihn so weit dass sie die Distanz schafft (nicht aber die Zeit). Müsste dringend auf die Übungsliste, kann ich aber nicht wirklich üben, weil ich ab Mittags nicht mehr in die Halle kann. Im Regen im Gras liegen ist nicht das selbe, im trockenen Wohnzimmer mit Haley in Standhitze daneben auch nicht. Mut zur Lücke…
Ein kleiner Spaziergang überreden Hof bringt keine neuen Erkenntnisse; die entgegen kommenden Hunde sind egal oder toll (Holly, die will doch auch spielen!), ebenso die Menschen, der Esel steht noch genau da, wo er vor einem Jahr das letzte Mal gestanden hat, und das Verbotswort funktioniert auch draußen mit Schweineohr, Würstchen, Hollys Popo und einer Pinkelstelle. Lässt für den Freilaufteil hoffen, den wir nun gar nicht üben können.
Noch einen kurzen Abstecher in den Wald, bei dem ich wohlwollend feststelle, dass die Leinenführigkeit top ist, dann hat Mika Mittagspause, und ich kümmere mich mal um die anderen. Nach der Pause geht es in die Stadt, zum einen, weil ich keine Ahnung habe wie er da so ist, zum anderen damit ich für morgen auskundschaften kann, wo wir am besten parken, in welche Geschäfte wir gehen dürfen, und wo wir unsere Abschlussbesprechung machen können…
 
… Fortsetzung folgt
 
Mika 2017