Mika und der Hundeführerschein – Teil 3

Nach einer Mittagspause geht es weiter. Schnelle Trainingseinheit vor der Tür auf dem Feld, Leinenführigkeit auch hier topp. Sollte also auch für den Teil B im Park reichen.
Auch hier die Grundpositionen aufpoliert, zum einen Wortsignal eingeführt, zum anderen aber vor allem gegen den typischen Hundehalter Anfängerfehler angekämpft: Hundehalter sagt „Sitz“, Hund setzt sich auch, Hundehalter lobt, Hund springt sofort wieder auf. Also das selber auflösen ohne Auflösesignal. Klassiker bei unerfahrenen Halten, meist wird ja nicht über das Stadium „mach mal dies oder das“ geübt. Wenn Hund „das“ mal kurz macht, dann „kann“ der das ja. Wir brauchen ein Positionssignal ja aber so lange, bis der Halter die Position auflöst – mit einem anderen Positionssignal oder einem Auflösesignal. Kann auch Mika nicht, er tut was man ihm zeigt, manchmal sogar sagt, springt dann aber sofort wieder auf. Na gut, jetzt nicht mehr. Jedenfalls ansatzweise. Außerdem üben wir noch schnell Blickkontakt, kann ich morgen bestimmt gut brauchen,falls sich die Leine dich mal strafft oder ich ihn durch enge Stellen navigieren will. Oder durch die Stadt. Oder… immer nützlich!
Auf in die Stadt. Heute wirklich nichts für Weicheier, in Traben-Trarbach ist nicht nur Weihnachtsmarkt, der immer sehr gut besucht ist, weil die Stände in Kellergewölben sind und das Ganze damit Wetterunabhängig ist. Auch noch Trabacher Markt, sprich auch die Straßen sind mit Ständen verziert. Parkplatz – Fehlanzeige. Ich disponiere also um, finde einen Parkplatz fast im Hafen und Rolle das Feld von hinten auf. Eigentlich sowieso eine gute Idee, die Hunde stehen dann morgen erstmal an der Mosel, die Menschendichte nimmt langsam zu. Dann stehen die Landeier nicht gleich im Großstadtdschungel.
Mika ist völlig aus dem Häuschen und hat rabenschwarze Dopaminaugen. All diese Gerüche! Und Geräusche! Und Schwäne! Und Grashalme! Aus meiner Sicht stehen wir noch am ruhigen Moselufer, aber das Eifeltier ist schon völlig überfordert, wann kriegt er so was schon mal zu sehen? Gedränge kennt er im Kontext einer Ausstellung, aber das ist irgendwie anders. Zunächst mal hat er vergessen wie er heißt, dass ich an der Leine hänge, und sogar wie man grinst. Also erstmal am Ufer entlang laufen, für jeden Blickkontakt belohnen, an die Leine erinnern – geht überraschend schnell. Die Augen sind immer noch schwarze Löcher, aber er ist ansprechbar und nimmt auch recht flott wieder Futter an. Also abbiegen ins Gedränge.
Ich bin angenehm überrascht, die Runde durch die Stadt ist überraschend entspannt. Obwohl die Augen denen eines Kindes vorm Weihnachtsbaum ähneln bleibt die Leine weitgehend locker, der Hund ansprechbar und die Laune gut. Sogar das Verbotsgeräusch funktioniert. Diverse Würstchen und Pommesreste bleiben unangetastet liegen. Niemand wird belästigt, die Nase weitgehend unter Kontrolle. Jetzt will ich es wissen und renne einmal kurz durchs dicke Gewühl, eine Menschendichte die ich (auch ein Landei!) meinen Hunden freiwillig niemals zumuten würde. Mika läuft schön mit, ein paar Ansprachen und Kekse, läuft! Wir setzen uns noch ein wenig an den etwas ruhigeren Brunnen, bewältigen ein paar völlig ereignislose Hundebegegnungen und hatten ein wenig Ruhe am Rande der Massen, dann darf Mika zur Belohnung auch mal ein paar Menschen begrüßen. Bis dahin hatte ich die finster abgewehrt („Hach, so ein Hübscher!“ *duckundweg*). Ich unterhalte mich mit ein paar Leuten, Mika beäugt mittlerweile völlig gelassen auch sturzbetrunkene Gestalten, die an uns vorbei torkeln, während er sich streicheln lässt. Besser wird es nicht, also Rückzug.
Am Moselufer zurück, und ab ins Auto. Schichtwechsel, eine Runde mit Klein -Cricket, aber das ist eine andere Geschichte. Nachdem auch Maggie noch eine Runde gucken durfte ist erstmal wieder Schlafen angesagt, wahrend ich die Brut durch die Lande kutschiere. Die Futterlieferung ist da, also einen Sack zu Mylee und Minou gefahren, einen für Uruk-Hai, einen für Ice. Das sind hier schon ganz schöne Strecken, so hat Mika tatsächlich wieder locker zwei Stunden Pause. Falls der in der Gewerkschaft ist! Unterwegs auch kurz Pause bei den Welpen gemacht, denen geht es prächtig.
Zu Hause noch mal aufs Feld zum Lösen, dann ist für heute Schluss. Ich bin zwar nicht in der Gewerkschaft, habe aber auch genug. Morgen muss ich früh aufstehen, die Prüfung vorbereiten. Und vielleicht nochmal schnell in der Halle ablegen… oder den Mauli drauf… oder…
… Fortsetzung folgt

Mika Herbst 2017