Mika und der Hundeführerschein – Teil 5

Vorneweg; wir waren tatsächlich erfolgreich! Nachdem wir am Sonntag morgen extra noch mal früher aufgestanden sind um noch eine Übungseinheit mit dem Maulkorb, dem Abbruchswort und dem Ausgeben einzulegen, und auch eine halbe Stunde vor Prüfungsbeginn am Ort des Geschehens noch eine weiter kleine „Erinnerung“ in Bezug auf Grundpositionen, Ausgeben, Abbruchswort und Maulkorb hingelegt hatten, ging es dann um zehn Uhr endlich los.
Kurze Theorieeinheit für mich zur Zugangsvoraussetzung, dann war Mika dran. Was soll ich sagen, er war super! Ein wenig aufgeregt hopsig, aber Grundpositionen und lockere Leine klappten wie auf Schienen, er hat brav gewartet, bis ich jeweils aufgelöst hatte. Handling und Fixiergriff wie erwartet ebenfalls topp. Erste Flatterübung Maulkorb: aufsetzen, und energisch los marschieren. Mika lief, als ob er täglich einen Maulkorb tragen würde. Bevor sich das schöne Bild geändert hat – etwa nach 10 Schritten – konnte der dann auch schon wieder runter, puh!
Weiter zu den echten Zitternummern; etwas ausgeben. Die Prüferin packt eine knochenharte Parmesanrinde aus und verkündet fröhlich, das nähmen die meisten Hunde auf jeden Fall auf. Ach was! Ich überlege kurz, ob sie noch ein Ersatzstück für die nachfolgenden vier Prüflinge hat, bevor ich Mika den Käse ins Maul schiebe. Der ist erwartungsgemäß begeistert, lässt die Rinde aber trotzdem auf mein „Aus!“ sofort fallen. Er war vermutlich ebenso überrascht wie ich. Zwei Mal klappt der Spaß, dann rette ich die Rinde schnell.
Für das Abbruchswort bleibt es beim Käse, diesmal eine komplette Scheibe auf den Boden geklatscht. Die kann sogar ich riechen. Mika auch, sein Grinsen wird breiter. Jetzt aber!! Bevor er den Käse erreichen kommt mein Geräusch, der Welpe in ihm bremst und wendet sich ab (das olle Welpenabbruchswort). Schnell aus der Gefahrenzone bringen. Die Prüferin sammelt ihren Käse langsam ein, die Scheibe baumelt noch mal provokant an Mika Nase vorbei, und dass der Rucksack in dem er letztendlich wieder verschwindet in Hundenasenhöhe auf einem Stuhl steht ist sicher auch kein Zufall… (und schafft auch zwei weitere Gelegenheiten für ein sehr authentisches Abbruchswort).
An dem Punkt gehe ich ganz entspannt in die Bleib-Übung. Die geht sowieso schief, aber das können wir uns jetzt erlauben! Da ich Mika schon auf der Matte platziere während die Prüferin noch in ihren Papieren krauschelt habe ich eine Chance in aufzuwärmen, denn ich kann ja noch ein bisschen neben ihm stehen und ihn schnell noch mal auf der Matte belohnen. Als ich schließlich weg gehe, schaffe ich trotzdem nur die 30 Schritte, dann steht Mika grinsend vor mir. Zweiter Versuch. Und siehe da, er bleibt liegen! Wenigstens fast, einmal steht er auf und schaut mich unentschlossen an, lässt sich aber aus der Entfernung wieder ablegen – dann ist das OK. Beim Zurückkommen steht er auch auf als ich gerade bei ihm ankomme, aber auch das geht großzügig durch. Wir sind ja nicht beim Hundesport. Wow, Teil A bestanden!
Teil B (Auslaufgebiet) und Teil C (Weihnachtsmarkt in der Stadt) laufen ebenfalls nicht ohne Pannen, aber akzeptabel. Das Würstchen im Freilauf wäre ohne meinen körperlichen Einsatz definitiv weg gewesen. Dafür klappte das Verbotswort an diversen Entenkütteln und Wurstresten am Boden einwandfrei, also alles gut. Begegnungen kein Thema, er drehte sich sogar von einer stänkernden Hündin ab. Schnelle Objekte, Kinder, Menschen, auch in Masse und sehr eng, kein Thema. Aufzugsimulation in der Sparkasse auch OK (so was haben wir nicht…). Im Freiluftrestaurant war er sowieso müde und legt sich unter den Tisch. Aus dem Auto ein- und aussteigen mit einem geschickten Bodyblock ebenfalls akzeptabel. Alles bestens, bestanden.
Fazit; Operation gelungen. Funktioniert sicher nicht mit jedem Hund, Grundlagen sollten vorhanden sein, Beziehung zum Menschen sollte ebenfalls stimmen – wenn Mika nicht so kooperationsbereit wäre, dann hätte ich schön doof da gestanden. Nachhaltigkeit: lässt sich ebenfalls drüber streiten. Schlau wäre es, jetzt auf dem Crashkurs aufzubauen. Ab und an mal in die Stadt mitnehmen, nicht mehr aus dem Auto schießen lassen, gelegentlich mal einen Maulkorb drauf, sauber weiter an den Signalen trainieren, Abbruchswort im Alltag festigen… gleich ein paar gute Vorsätze fürs neue Jahr. Und dann könnte man die anspruchsvollere dritte Stufe mit Freilauf auch mal angehen.
Jedenfalls hatten wir beide Spaß, die Trainerin in mir ist auch zufrieden, Mika sowieso (ein Würstchen hat die Prüferin zum Abschied dann doch noch springen lassen) und Abends wieder zu Hause angekommen liegt er komatös in der Ecke. Für mich war der Tag ja noch nicht zu Ende, ich durfte noch Schwester Minou zum Stelldichein mit Bodie kutschieren. Aber das ist eine neue Geschichte, hoffentlich…
THE END
HF Mika 2018