Was jeder Welpe lernen sollte

1. Handling
Im Verlauf seines Lebens wird der Hund von vielen verschiedenen Menschen angefasst werden; Tierarzt, Hundefriseur, Freunde, Familie und Urlaubsbetreuung. Um den Stresspegel des Hundes bei Berührung durch fremde Menschen zu senken, ist es immens wichtig, dass der Welpe von Anfang an daran gewöhnt wird, sich anfassen zu lassen. Letztendlich sollte der Hund die Berührung nicht nur tolerieren, sondern mögen. Üben Sie also beizeiten das Bürsten und Krallen schneiden, auch wenn dies noch nicht vonnöten ist. Berühren Sie Ihren Welpen überall, wie es auch der Tierarzt tun wurde, inspizieren Sie Maul und Ohren, heben Sie seine Pfoten an und und halten Sie ihn sanft fest. Belohnen Sie ihn umgehend mit einem Leckerchen oder seinem Lieblingsspielzeug, wenn er die Prozedur mitmacht. So bekommen Sie einen Hund, der Schwanz wedelnd auf Sie zukommt wenn Sie die Krallenschere auspacken.

2. Stubenreinheit
Sicher würden Sie Ihr Kind nicht bestrafen, weil es in die Windel gemacht hat? Gleiches gilt für Ihren Welpen. Strafe führt nur dazu, dass der Hund Angst hat sich in Ihrer Gegenwart zu lösen. Ein Mißgeschick beim Reinlichkeitstraining bedeutet nicht, dass Ihr Hund etwas falsch gemacht hat. SIE haben einen Fehler gemacht. Entweder haben Sie ihn nicht rechtzeitig nach draussen gebracht oder ihn unbeaufsichtigt in der Wohnung laufen lassen, bevor er seine Blase kontrollieren konnte. Als Faustregel gilt, dass Ihr Hund nach dem Aufwachen, nach jeder Mahlzeit, nach dem Spielen und nach dem Trinken raus muss. Wenn Sie ihn nicht beaufsichtigen können, gewöhnen Sie ihn an eine Transportbox oder begrenzen Sie ihn auf einen kleinen Raum. Welpen beschmutzen weder ihre Schlafstätte, noch ihren Futterplatz. (Es sei denn, Ihr Welpe kommt aus einer Massentierzucht, sogenannten Hundefarmen. In diesem Fall hat der Hund sein natürliches Bedürfnis durch das Aufwachsen in einem verschmutzten Zwinger in der Regel bereits verloren. Aber dies ist nur eins der vielen Probleme, die auf Sie zukommen, wenn Sie einen Hund von einem Hundevermehrer kaufen).

3. Gehemmtes Beissen
Welpen beissen und knabbern alles an. So lernen sie ihre Umwelt kennen, genau wie Kleinkinder alles in den Mund stecken. Dazu kommen vermutlich Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl, wenn das Erwachsenengebiss durchbricht. Wenn Sie diesem Spielbeißen übermässig viel Aufmerksamkeit schenken, dann verstärken Sie es. Versorgen Sie Ihren Welpen lieber vorher mit angemessenem Kauspielzeug oder Kauartikeln, und verlassen Sie umgehend den Raum, wenn Ihr Welpe im Spiel zu hart beisst. Manchmal ist dies einfach nur ein Zeichen dafür, dass der Welpe übermüdet ist, geben Sie ihm also ausreichend Gelegenheit zu schlafen. Wenn Sie rauh mit Ihrem Welpen spielen steigert dieser sich in einen Erregungszustand und kann oft selber nicht mehr aufhören. Auch in diesem Fall hilft eine Auszeit. Außerdem sollten Sie angemessenere Spiele mit Ihrem Hund spielen, z.B. Suchspiele oder kontrollierte Zerrspiele mit einem Seil.

4. Tauschhandel
Der natürliche Instinkt des Welpen läßt ihn alle Dinge horten, die er wertvoll findet. Das kann Futter sein, Kauartikel oder Spielzeuge. Er gibt diese Gegenstände nicht ab, es sei denn, Sie zeigen ihm, das dies ein lohnendes Verhalten ist. „Tauschen“ Sie regelmäßig Dinge, die ihr Hund hat, gegen hochwertige Belohnungen aus – und dann geben Sie ihm den ursprünglichen Gegenstand zurück. So erhalten Sie einen Hund, der sich ihnen vertrauensvoll nähert, wenn er etwas Interessantes gefunden hat. Sollte es sich dabei einmal um ein ungeeignetes oder gefährliches Objekt handeln werden Sie froh sein, dass der Hund ihnen dieses freiwillig gibt.

5. Umgang mit Artgenossen
Stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Welpen besonders in der Prägezeit (8. – 20. Lebenswoche), aber auch danach, vor unangenehmen Begegnungen schützen. Lassen Sie Ihren Welpen nur mit Hunden spielen, von denen Sie wissen, dass diese mit Welpen verträglich sind. Manche Hunde können sehr grob sein, weil Welpen sie einfach nur nerven. „Welpenschutz“ gibt es nicht! Dies gilt nur für die eigenen Welpen in einem Familienverband. Andere Hunde lassen sich von Welpen alles gefallen und vermitteln dem Welpen damit ein völlig falsches Bild vom Umgang mit Artgenossen. Suchen Sie aktiv Hunde, die angemessen mit Welpen umgehen, damit Ihr Hund ausreichend positive Erfahrungen sammeln kann. Sollte es dann später doch mal zu einer unangenehmen Begegnung kommen (was sich realistischerweise nicht vermeiden lässt), dann überträgt Ihr Welpe diese Erfahrung nicht auf andere Hunde (alle schwarzen Hunde, Hunde einer Rasse, oder gar alle Hunde…). Der Besuch einer gut geführten Welpenspielstunde ist ein erster Schritt, danach sollte auf dieser Grundlage aber weiter aufgebaut werden, mindestens bis der Hund 18 Monate alt ist. Sozialverhalten kann nämlich auch wieder verlernt werden!

6. Umgang mit Menschen
Oben Gesagtes gilt auch für den Umgang mit Menschen. Lassen Sie Ihren Welpen positive Erfahrungen mit Menschen jeden Alters, Geschlechts oder jeder Hautfarbe sammeln. Zwingen Sie ihn aber nicht, Kontakt aufzunehmen, sondern lassen Sie ihn das Tempo selber bestimmen. Viele gutgemeinten „Sozialisierungsversuche“ schlagen ins Gegenteil um, wenn der Welpe überfordert wird. Achten Sie besonders im Umgang mit Kindern auf angemessene, sanfte Berührungen. Kinder neigen dazu, Hunde unangemessen zu streicheln, schubsen oder herumzuzerren. Abgesehen davon sollte kein Hund unbeaufsichtigt mit Kindern gelassen werden, auch wenn er an diese gewöhnt wurde.