Gewöhnung an Maulkorb/Halti

Ein Hund, der vorsichtig an das Tragen eines Maulkorbs/Haltis gewöhnt wurde, trägt diesen gerne. Die Gewöhnung an den Maulkorb ist grundsätzlich für jeden Hund wichtig, egal welcher Größe. Er kann dann eingesetzt werden, wenn ein Verband nicht angeknabbert werden soll, bei Reisen in Länder mit entsprechenden Vorschriften (oder bei Hunden, die unter die entsprechende Landeshundeverordnung fallen, bei Reisen in die entsprechenden Bundesländer – der Aussie fällt zum Beispiel in NRW unter die 40/20 Regelung!) oder bei Situationen, wo man Hunde miteinander bekannt machen möchte, ohne ein Risiko einzugehen. Auch bei einem Unfall oder beim Tierarzt kann der Maulkorb notwendig werden, denn ein verletztes Tier schnappt unter großen Schmerzen auch mal nach seinem Besitzer.

In der Prüfung für den Hundeführerschein wird geprüft, ob sich der Hund einen Maulkorb anlegen lässt und diesen auch problemlos trägt. Erfahrungsgemäß finden Hunde Maulkörbe auch gar nicht so schlimm – meist sind es die Besitzer, die den Anblick nicht mögen oder grausam finden.

Mit dem Halti kann man einen Hund sicherer führen – besonders wichtig, wenn das Kräfteverhältnis Mensch-Hund zugunsten des Hundeführers verändert werden muss oder der Hund in bestimmten Situationen Leinenaggression zeigt. Der Hund kann dann nicht mehr mit dem ganzen Gewicht an der Leine ziehen, sondern die Zugkraft lenkt den Hundekopf Richtung Hundeführer. Diese unfreiwillige Bewegung wird am Anfang bestärkt und kann letztendlich unter Signalkontrolle gestellt und abgerufen werden – womit das Halti letztendlich seinen Zweck erfüllt hat und nicht mehr verwendet werden muss.

Maulkorb und Halti werden dem Hund nicht einfach übergestülpt, sondern das Tragen wird sorgfältig trainiert, so dass der Hund es als angenehm empfindet.

Gehen Sie immer so langsam vor, dass es nicht zu einer Abwehrreaktion kommt – falls doch ist das ist ein Zeichen dafür, dass die Schritte zu groß/schnell gewählt wurden. Wenn Abwehrverhalten gezeigt wird: nicht streicheln, nicht trösten, nicht beruhigen, nicht tadeln und den Maulkorb erst wieder abnehmen, wenn das Abwehrverhalten aufgehört hat!! Bei der nächsten Übungseinheit einen Schritt zurück gehen – offensichtlich war der Hund überfordert.

Dauer der Gewöhnung: ein bis zwei Wochen, wenn man täglich übt.

Vorsicht bei Metall und Plastikmaulkörben, der Hund kann sich darin mit den Krallen verfangen.

 

Trainingsschritte

  1. Hund in aus der Hand füttern, während die andere Hand den Maulkorb hält. Zu Beginn wirklich gute Leckerbissen verwenden!
  2. Leckerbissen aus dem Maulkorb füttern, d.h. Hund muss seine Nase in den Maulkorb stecken, um daran zu kommen. So oft wiederholen (wenn nötig über mehrere Tage), bis der Hund seine Schnauze gerne in den Maulkorb steckt.
  3. Jetzt dazu übergehen, Leckerbissen von außen zu füttern, wenn der Hund die Nase im Maulkorb hat. Das kann man von der Seite oder von vorne machen, aber immer im unteren Bereich des Maulkorbs (sonst bleiben unter Umständen Futterreste im Gitter kleben, an das der Hund nicht herankommt, was wiederum Frustration erzeugen würde).
  4. Wenn das klappt, Nackenriemen über den Kopf legen – aber noch nicht schließen!
  5. Ist der Hund immer noch entspannt, an dieser Stelle Nackenriemen kurz schließen – dabei mit der anderen Hand weiterfüttern!
  6. Jetzt wird die Zeit, die der Maulkorb auf der Nase bleibt, in kleinen Schritten verlängert. Ab dieser Stelle kann man auch beginnen, die normale Futterration für diese Übung zu verfüttern. Dabei auch die Zeit herauszögern, die der Hund auf das Futterstück warten muss.
  7. Der Hund wird dafür gelobt, wenn er den Maulkorb ohne Reaktion eine Zeit auf hat. Wenn bis hierhin sorgfältig und in kleinen Schritten vorgegangen wurde, dann sollte es zu keiner Abwehrreaktion des Hundes kommen!
  8. Keine Zuwendung und Belohnung, wenn der Maulkorb wieder abgenommen wurde. Der Hund soll die Wahrnehmung machen: wenn der Maulkorb auf der Nase sitzt passieren tolle Sachen, wenn er wieder abgenommen wird ist es langweilig und keiner kümmert sich um mich.

(c) Bettina Alfaro, Hundeschule im Hunsrück